Bewusstsein für Minderheiten im Trentino: neue Konzepte

Die aktuelle Situation der Sprachminderheiten im Trentino nach der Anwendung des entsprechenden Gesetzes von 2008 steht im Mittelpunkt eines neuen von der Region Trentino-Südtirol herausgegeben Buches.



Die aktuelle Situation der Sprachminderheiten im Trentino nach der Anwendung des entsprechenden Gesetzes von 2008 steht im Mittelpunkt eines neuen von der Region Trentino-Südtirol herausgegeben Buches.

Über 100 Interviews mit Angehörigen der drei im Trentino anerkannten Minderheiten Ladiner, Fersentaler und Zimber sind im Buch aufgearbeitet. Nach sieben Jahren Analyse gibt das Buch mit dem Titel „Ladini, Mòcheni e Cimbri al corcevia tra esistenza e conoscienza“ eine Übersicht über die Ist-Situation und gibt Hinweise, wie die Minderheitensprachen und vor allem auch die Identität einer Minderheit weitergegeben und erhalten werden können. Autor ist der Sprach- und Kulturforscher Frédéric Spagnoli, der an der Université de Frache-Comté von Besancon lehrt.

Die soziologische Analyse sei nicht nur für Sprachwissenschaftler interessant, sondern vor allem auch die Angehörigen der Sprachminderheit selbst, denn gerade sie sollten verstehen, wie wichtig das Selbstbewusstsein für Minderheiten sei, unterstreicht der für Minderheiten zuständige Regionalrat Beppe Detomas. „Gerade über die Identität entwickelt eine Sprachminderheit das Bewusstsein dafür, Rechte und Pflichten zu haben, einmal in Bezug auf die eigene Gemeinschaft und zum anderen in Bezug auf die Kollektivität im Allgemeinen“, betont Detomas.

Die Analyse zeige, dass sich die Annahme des Minderheitenstatus durch das Gesetz von 2008 sowohl auf sozialer als auch auf politischer Ebene verbessert habe, sagt Spagnoli. Wesentlich zum Schutz und zur Förderung beigetragen habe die Autonomie als rechtlicher Rahmen, so Spangnoli. Es geht dem Wissenschaftler vor allem darum, durch die siebenjährige Analyse ein Bild der Prozesse nachzuzeichnen, durch die die Identität der Sprachminderheiten weitergegeben wird. Außerdem stellt er neue Konzepte dafür vor. Er zeigt auf, dass zur Stärkung der Minderheitenidentität die Ausarbeitung eines eigenen Identitätsmarktetings wichtig ist; ebenso wie die Aufwertung der Sprache und Kultur in der Wirtschaftsaktivität, wozu die Kulturinstitute beitragen können. Gestärkt werde die Identität auch durch den Gebrauch der Minderheitensprache im alltäglichen Leben, heißt es im Buch. Ebenso können die Museen helfen, die Traditionen und die Erzählungen der Minderheiten sichtbar zu machen. Bedeutende Anker für Bewusstsein der Minderheitenidentität sind laut Spagnolli auch die Schule und die Medien.













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